Ich setze mich mit ge­sell­schaft­li­chen Macht- und Un­gleich­heits­ver­hält­nis­sen aus­ein­an­der, ins­be­son­de­re mit der Zuweisung un­glei­cher Chancen im und durch das Bil­dungs­sy­stem.

Über mich

Am Theologiestudium gefielen mir die distanzierenden Einsichten darüber, wie über die Zusammenhänge zwischen "Weltlichem" und "Göttlichem" spekuliert wird und wie die unterschiedlichen interpretativen Verhältnisbestimmungen als Machtinstrument zur Legitimation sozialer Ordnungen eingesetzt werden. Über Letzteres vermag ich mich bis heute in macherlei Zusammenhängen zu empören und wie damals als Theologiestudent fühle ich mich auch heute noch den herrschaftskritischen Stimmen verpflichtet. 


Auf die Schule bezogen umtrieb mich - auch autobiografisch motiviert - die Frage der ungleichen Zugangschancen zu prestigeträchtigen Abteilungen des Bildungssystems. Meine ethnografische Forschung zu schulischen Selektionsprozessen erlaubte mir eine sozialtheoretische und empirische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Macht- und Ungleichheitsverhältnissen. In meiner Monografie «Die schulische Selektion als soziale Praxis. Aushandlungen von Bildungsentscheidungen beim Übertritt von der Primarschule in die Sekundarstufe I» untersuchte ich auf der Basis einer konflikt- und interaktionstheoretischen Soziologie die sozialen Prozesse schulischer Selektion beim Übergang von der Primarschule in die Sekundarstufe I ethnografisch. Ich rekonstruierte die vier Phänomene «Protoselektion», «Antiziperungsarbeit», «Dominanz und Unterwerfung» und «Passungsarbeit» und zeigte auf, wie das pädagogische Personal in die Reproduktion von (Bildungs-)Ungleichheiten verstrickt ist. Später leitete ich an der Pädagogischen Hochschule Freiburg i. Ue. die Forschungseinheit «Soziale Ungleichheiten, Vielfalt und schulische Institutionen» und lehrte in den Bereichen Sonderpädagogik und Kritische Pädagogik der Vielfalt. 


An der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik Zürich  widme ich mich in Lehre und Forschung dem Thema, wie schulische Differenzkonstruktionen und soziale (Bildungs-)Ungleichheiten zusammenspielen und wie Lehrer*innen, insbesondere Schulische Heilpädagog*innen in soziale Prozesse der Reproduktion beziehungsweise Transformation involviert sind. Um sozialen Ungleichheiten entgegenzuwirken, plädiere ich für eine Professionalisierung als Sensibilisierung für Differenz und Ungleichheit und für eine Professionalisierung als Prozess der Habitusbildung. Mit Habitus meine ich, dass unsere Denk- und Verhaltensweisen stets in enger Wechselwirkung mit den gesellschaftlichen Strukturen stehen. Mein Kernanliegen ist es, dass sich pädagogische Fachpersonen in der Aus- und Weiterbildung mit der Frage auseinandersetzen, wie sie im Schul- und Unterrichtsalltag an der Herstellung von Differenzen und Ungleichheiten beteiligt sind und welche Konsequenzen dies für welche Akteur*innen hat.